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Cordonhaus Cham, Katalogtext, 1989

Alois Öllinger riskiert Grenzwerte des Darstellbaren. Er komponiert mit einem besonderen Sinn für die Stabilisierung labiler Gleichgewichte. Er wagt das Äußerste, um alles ganz selbstverständlich erscheinen zu lassen: als ob gar nichts anderes in Betracht käme. Dabei ist das, was er malt, Erfindung: hervorgegangen aus konzentriertester Wahrnehmung, verarbeitet von einem außerordentlich feinfühligen Kunstverstand, doch schließlich Bild, Setzung, etablierte Dimensionierung von Fläche, Raum und Gegenstand, vergleichbar, doch einzigartig. Was er malt, wirkt überzeugend. Er überredet nicht, er erzeugt keine Rauschzustände und keine Eruptionen. Er zeigt, was er zu prägen und in Spannung zu versetzen willens ist. So entstehen Bildtatsachen, die durch ihr Vorhandensein vergessen lassen, dass sie Setzungen sind dessen, der sie verursacht. So macht Öllinger und empfindlich für die Wirklichkeits- und die Möglichkeitswerte, für Inhalte im scheinbar Äußerlichen und für die Chance des Schönen im scheinbar Geringfügigen. Das Fragliche wird das Gültige, das Dinghafte das Eigentliche, das Greifbare wird zum Unbegreiflichen. So ereignet sich in der Malerei, was anders nicht sagbar ist: Notwendiges, Inwendiges.

Durch Bilder schafft er sich Gewissheit, Bilder bewahren ihn vor dem Straucheln und dem Sturz. Ihre Klarheit und ihre Ruhe lassen alle Konfusionen hinter sich. Die Hoffnung gilt, dass es gelingt. Und es geschieht. Im Gelingen liegt das Glück der Dauer. Beschlossen ist, dass es so sei. Es ist.

Reinhard Müller-Mehlis

 

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